Die Turgemer Reformierten gehörten nach der politischen Trennung von 1884 zur alten Kirchgemeinde, die schon bald zur Kirchgemeinde Gebenstorf-Turgi wurde. Der 1936 gegründete Reformierte Gemeindeverein Turgi, unterstützt von örtlichen Fabrikbesitzern, setzte sich den Bau einer reformierten Kirche und die Förderung des kirchlichen Lebens zum Ziel. 1948 nahm der erste Pfarrhelfer in Turgi seine Tätigkeit auf, zehn Jahre später der erste Pfarrer. In all den Jahrzehnten sammelten die Mitglieder der Kirchgemeinde Geld, etwa mit Bazaren, Haussammlungen und einer landesweiten Kartenaktion.
Aus dem Wettbewerb von 1957 gingen die Berner Architekten Dubach & Gloor als Sieger hervor. Das Projekt „Credo“ überzeugte, weil es Kirche, Turm und Pfarrhaus kombinierte und auch Räume für das Gemeindeleben integrierte. Es passte sich auch dem geschenkten Landstück an. Der quadratische Kirchenraum mit der gestuften Holzdecke über den Bankreihen vermittelt mit seiner Bescheidenheit eine freundliche Atmosphäre und Ruhe. Besonders sind die neun kleinen Fenster an der Ostseite. Die farbigen Fester wurden vom Badener Künstlerehepaar Paul und Simone Hänni-Bonzon geschaffen. Vier davon zeigen die Symbole der Evangelisten, fünf Szenen aus dem Leben Jesu. Sie wurden wie die fünf Glocken, die silbernen Abendmahlsgeräte, die Taufschale und ein dazugehöriger Wasserkrug gespendet. Das Geläut stammt aus der Aarauer Glockengiesserei Rüetschi, die Orgel von Metzler & Söhne in Dietikon.
Der Neubau beflügelte das kirchliche Leben, sodass der Gemeindeverein Turgi in den frühen 1970er-Jahren zwischenzeitlich sogar die Loslösung von Gebenstorf erwog. Bedingt durch die gesellschaftliche und demografische Entwicklung wird auch die reformierte Kirche von Turgi nicht mehr in dem Ausmass wie früher genutzt. Auch nagt der Zahn der Zeit an der Baute. Die Kirche und das Pfarrhaus befinden sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand. 2013 hat die Kirchgemeinde ein mutiges und visionäres Projekt in Angriff genommen. Am selben Standort sollte eine neue, moderne Kirche im Verbund mit altersgerechten Wohnungen entstehen. Das Projekt genoss landesweit grosse Aufmerksamkeit. Der Gemeinderat hat dann aber einen Baustopp verhängt um die Schutzwürdigkeit der Kirche zu prüfen. Im Februar 2019 wurden die Pläne die Kirche im Rahmen der Bau- und Nutzungsordnung unter kommunalen Schutz zu stellen dann aber vom Stimmvolk abgelehnt. Ein entsprechender Rückweisungsantrag wurde deutlich angenommen. Sobald nun die neue Bau- und Nutzungsordnung in Kraft tritt wird die Kirchgemeinde Pläne für die Zukunft der Kirche entwickeln. Mehr zum aktuellen Stand finden Sie hier.
Patrick Zehnder
weiterführende Literatur:
Die reformierte Kirche in Turgi im Dokumentationsprojekt der reformierten Kirchen im Aargau. mehr